ehem. Robotron-Kantine (Fraktionsarchiv)
ehem. Robotron-Kantine

Kulturhauptstadtbewerbung: Kein weiter so! - FDP kritisiert Bewerbungsprozess

Dresden ist bei der Bewerbung als europäische Kulturhauptstadt bereits in der Vorrunde gescheitert. Dazu erklärt der Vorsitzende der FDP-Stadtratsfraktion Holger Zastrow:
 
"Die Kulturhauptstadtbewerbung ist nie aus ihrer intellektuellen Nische herausgekommen. Die Macher hatten keinerlei Interesse daran, die Leute außerhalb ihrer eigenen Blase mitzunehmen und die Stadt mitzureißen. Damit haben sie eine große Chance für Dresden vertan. Denn nicht der Sieg war das Ziel, sondern der Weg. Bereits der Bewerbungsprozess bot die Chance, die Stadt zu elektrisieren, ein positives Dresden-Bild zu vermitteln und unserer zerstrittenen Stadt ein gemeinsames Projekt zu geben. Das wurde versäumt und war auch nicht gewollt. Im Gegenteil, man hatte den Eindruck, die Verantwortlichen würden sich gegen neue Impulse abschotten. Dresden und die Region haben ein enormes Potential an Kreativität, Ideenreichtum und genug Leute, die außerhalb der subventionierten Kulturwirtschaft anpacken und etwas auf die Beine stellen. Dresden hat hinreichend viele Botschafter, die mit ihren Arbeiten, Projekten und Veranstaltungen zeigen, wie man Menschen erreicht und mitnimmt. Diese waren genauso wenig gefragt und einbezogen wie die längst zur Farce gewordene Lenkungsgruppe des Stadtrates. Im Wesentlichen blieben die städtische Kulturbürokratie und die immer gleichen Vertreter des öffentlich finanzierten Kulturbetriebs unter sich. Man verlor sich im Kleinklein, verzettelte sich mit Kleinstprojekten und in zumindest außerhalb Dresdens völlig irrelevanten Debatten. Man war sich noch nicht mal zu schade dafür, den Bewerbungsprozess mit der Aufnahme von tagespolitischen Streitthemen aus dem Dresdner Stadtrat wie in der Plattform "Kultur & Umwelt" zu belasten. Der ganze Prozess atmete eine völlig unangemessene Schwere, bot viele Allgemeinplätze und wenig Konkretes oder gar emotional Begeisterndes. Es ist nicht gelungen, das einmalige, einzigartige und europäisch relevante der Stadt Dresden und der Region im Wettbewerb mit den anderen Bewerberstädten in der thematischen Schwerpunktsetzung und in der Inszenierung markant herauszuarbeiten.
 
Wer aus dem Ergebnis folgert, es richtig gemacht zu haben und mit denselben Themen, Personen und Projekten weiter machen will, verkennt die Realitäten. Das verantwortliche Kulturamt muss erklären, wie es mit seinen Mitteln künftig  Menschen in einer relevanten Zahl erreichen und neue Impulse setzen will, wenn man es nicht mal mit einer Kulturhauptstadtbewerbung schafft. Weder der Prozess noch die Herangehensweise waren gut und genügten für ein wenigstens achtbares Ergebnis. Deshalb gehört alles auf den Prüfstand. Für ein Projekt wie die Robotron-Kantine fehlen jetzt die Begründung und das Geld. Der Fokus der kulturellen Projektförderung muss überdacht werden. Dass eine überbordende Bürokratie und Kompetenzgerangel zwischen Ämtern schädlich für eine Kultur des Möglichmachens und Ausprobierens sind, ist auch bekannt."