Andenken an Johann "Rukeli" Trollmann wachhalten

ANTRAG

Andenken an Johann "Rukeli" Trollmann wachhalten - Boxerdenkmal herrichten und an einen würdigeren Ort im Sportpark Ostra umsetzen

Beschlussvorschlag:

Der Oberbürgermeister wird beauftragt, das Andenken an den 1907 als Sohn einer sinti-deutschen Familie geborenen Boxer und Deutschen Meister im Halbschwergewicht (1933), Johann Wilhelm „Rukeli“ Trollmann, wachzuhalten und an das Schicksal des 1944 im KZ-Außenlager Wittenberge, einem Nebenlager des KZ Neuengamme, zu Tode gekommenen Sportlers und die Verfolgung der Sinti und Roma zu Zeiten des Nazi-Regimes zu erinnern. Dazu ist das seit 2012 auf dem Gelände des Festspielhauses Hellerau stehende Kunstwerk „9841 – Temporäres Denkmal für Johann Rukeli Trollmann“, ein stilisierter Boxring, wieder herzurichten und an einem würdigeren und öffentlicheren Ort im Bereich des Sportparks Ostra dauerhaft aufzustellen. Gegebenenfalls sind dazu Gespräche mit der Künstlergruppe BEWEGUNG NURR, dem Europäischen Zentrum der Künste in Hellerau sowie den an der Schaffung des Denkmals beteiligten Handwerkern aufzunehmen.
 

Begründung:

Seit 2012 steht das Denkmal in Form eines abgeschrägten Boxringes mit dem Titel „9841 – Temporäres Denkmal für Johann Rukeli Trollmann“ auf einer Fläche neben dem Festspielhaus Hellerau. Nach Ausstellungen in Berlin und Hannover war Dresden als dritter Kurzzeit-Präsentationsort vom 19.10.2012 bis 16.12.2012 gedacht, das Denkmal scheint an seiner aktuellen Position allerdings wie „vergessen“.

Dem Denkmal fehlen am aktuellen Standort sowohl seine historische als auch eine sportpolitische Einordnung sowie die öffentliche Aufmerksamkeit. Im Gegenteil: Es fristet ein trauriges und von der Öffentlichkeit unbeachtetes Dasein in direkter Nachbarschaft zum ruinösen Nebengebäude des Festspielhauses. Es ist dem schrittweisen Verfall preisgegeben. Ein mehr als unwürdiger Zustand und sicher nicht im Sinn einerseits der Dresdner Erinnerungskultur als auch der Kunstförderung.

Zum Hintergrund: Das temporäre Denkmal der Dresdner-Berliner Künstlergruppe BEWEGUNG NURR erinnert an den im Nationalsozialismus ermordeten Deutschen Meister im Halbschwergewichtsboxen Johann Wilhelm Trollmann. Trollmann, der zur Volksgruppe der Sinti gehört, bekam den Meistertitel von den Nazis aberkannt. Erst im Jahr 2003 wurde der Titel Trollmann durch den Bund Deutscher Berufsboxer wieder zuerkannt und damit wurde er in die „Riege der Deutschen Meister“ aufgenommen.

Ausführliche Informationen zum Denkmal und zur Person Trollmanns können der Dokumentation der Künstlergruppe, welche unter http://trollmann.info/fileadmin/user_upload/media/pdf/Katalog_Projekt.pdf zu finde ist, entnommen werden.

Nachdem Dresden in den vergangenen Monaten und Jahren immer wieder zum Teil heftig über temporäre Kunstinstallationen z.B. auf dem Neumarkt diskutiert hat, sind bereits vorhandene Kunstwerke mit einer großen geschichtlichen Bedeutung in den Hintergrund getreten. Dabei stellt sich auch die Frage, was eigentlich nach den Ausstellungen mit den Kunstwerken geschieht. Viele temporäre Kunstinstallationen und Denkmäler wurden zum Teil enorm mit öffentlichen Gelder gefördert und die langfristige Nutzung solche Installationen sollte in einer Diskussion deshalb nicht fehlen. Der nachhaltige Umgang mit Fördermitteln gilt auch im Kulturbereich.

Der aktuelle Standort und der Zustand des Denkmals sind dem Anliegen und der Person nicht angemessen. Da das Kunstwerk seit 2012 am Standort in Hellerau steht, kann man auch davon ausgehen, dass aus dem als temporär gedachten Kunstwerk inzwischen ein dauerhaftes Denkmal geworden ist. Die Biografie Trollmanns würde eine dauerhafte Installation in Berlin, Hannover oder auch Wittenberge rechtfertigen. Da das Denkmal aber seit Jahren in Dresden steht, einige Initiatoren aus Dresden kamen und es von Dresdner Handwerksmeistern geschaffen wurde, sollte die Landeshauptstadt Dresden sich dieses Kunstwerkes bewusst werden, es als Teil ihrer Erinnerungskultur annehmen, sich um das Denkmal kümmern und somit auch in Dresden an das Schicksal der Sinti und Roma zu Zeiten des Nazi-Regimes erinnern.

Aus Sicht der Antragsteller sollte der Boxring inklusive Erläuterung und Erklärung des Denkmales in eine zentralere innerstädtische Lage gebracht werden. Das Kunstwerk soll dabei nicht nur in die Mitte der Stadt, sondern auch in die Mitte der Gesellschaft gerückt werden. Der Sportpark Ostra bietet sich nicht nur durch seine gegenwärtige intensive sportliche Nutzung, sondern auch aufgrund seiner geschichtlichen Bedeutung an. Er ist auch ein Ort Dresdner Erinnerungskultur wie die Benennung eines Weges nach dem Läufer Rudolf Harbig und die Erinnerung an weitere von Leichtathleten im Heinz-Steyer-Stadion erzielten Rekorde beweisen.

Die Verbindung zum Sport und vor allem zum Boxsport legen eine Einordnung im Bereich des Sportparks Ostra in der räumlichen Nähe zur neuen Ballsportarena und zur Eissporthalle nahe. Aber auch die Nähe zum Steyer-Stadion, zur Rollkunstlaufbahn, zum Trainingszentrum der SG Dynamo Dresden und den vielen Freizeitangeboten für Sportler empfehlen das Ostragehege.

Dieser durch die Öffentlichkeit stärker frequentierte Standort wäre dem Denkmal angemessen.  Die Gestaltung des Werkes rechtfertigt eine Aufstellung im öffentlichen Raum ohne weiteres. Der Boxring ist zudem begehbar. Die Finanzierung einer Umsetzung kann somit auch aus dem Budget für Kunst im öffentlichen Raum erfolgen bzw. in die Beratung zur Aufstellung des neuen Haushaltes einfließen.

Holger Zastrow

Fraktionsvorsitzender

FDP/FB-Fraktion im Dresdner Stadtrat