Gegenstand:
ubenennung von Straßen, hier Benennung einer Straße im Bebauungsplan Nr. 3027 A, Dresden-Altstadt I Nr. 52, Ferdinandplatz/ Verwaltungszentrum in "Gebrüder-Arnhold-Platz"
Beschlussvorschlag:
1) Der Stadtrat beauftragt den Oberbürgermeister, den neu entstehenden Platz vor dem
Neuen Verwaltungszentrum (siehe Anlage) wie folgt zu benennen:
Gebrüder-Arnhold-Platz
2) Der Stadtrat beauftragt den Oberbürgermeister bei der Platzgestaltung den historischen
Kontext der Namensgebung einzubinden.
Begründung:
Die Familie Arnhold zählt zu den bekanntesten Familien Dresdens des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Max Arnhold wurde am 17. April 1845 in Dessau geboren, er starb
am 4. Dezember 1908 in Dresden. Georg Arnhold wurde am 1. März 1859 in Dessau geboren
und starb am 25. November 1926 in Innsbruck. Ab 1875 ging Georg Arnhold in die Bankierslehre
bei seinem Bruder Max, 1881 wurde er Mitinhaber des Bankhauses in Dresden. Max und Georg
Arnhold stehen stellvertretend für das Mäzenatentum der Familie Arnhold, die über sechs Jahrzehnte sehr aktiv in der städtischen Öffentlichkeit Dresdens als Förderer kultureller und sozialer
Belange wirkte und die dies auch heute wieder tut.
1864 wurde das Privatbankhaus in Dresden von Ludwig Philippson und Max Arnhold gegründet.
Das frühere Bankgebäude stand an der Waisenhausstraße, Nr. 20, und damit in unmittelbarer
Nähe des Ferdinandplatzes, der heute mit dem neuen Verwaltungszentrum bebaut werden soll.
Nach dem Ausscheiden von Philippson wurde Georg Arnhold Teilhaber des Bankhauses, das
fortan unter dem Namen „Gebr. Arnhold“ firmierte. Bis 1914 entwickelte sich das Bankhaus mit
viel unternehmerischen Geschicks der Gebrüder Arnhold zur größten Privatbank Sachsens. Im
Jahr 1935 kurz vor der Enteignung und Vertreibung der jüdischen Familie war die Bank unter
den fünf bedeutendsten Privatbanken in Deutschland mit über 500 Angestellten.
Neben der Finanzierung von Unternehmen im Porzellan- und Keramikbereich lag ein Schwerpunkt auf der Brau-Industrie, zu den wichtigsten Kunden zählten die Dresdner FeldschlößchenBrauerei, die Radeberger Export-Brauerei, die Vereinsbrauerei Rixdorf, die Brauerei Brunn bei
Wien, die Reichelbräu Kulmbach oder die Hofbierbrauerei Schöfferhof. Beharrlich warben Georg
und Max Arnhold um das Vertrauen vieler kleiner und mittelständiger Unternehmen in Sachsen
und Mitteldeutschland, die von den Großbanken größtenteils vernachlässigt wurden. Die Gebrüder Arnhold konnten in den 1890er Jahren auch eine Reihe renommierter Bankhäuser übernehmen und wurden damit zum führenden Bankhaus in Dresden. Außerdem stellte das Bankhaus
seinen Kunden immer mehr Eigenkapital zur Verfügung, wodurch die Gebrüder Arnhold nicht
mehr nur Finanziers waren, sondern zu Mitunternehmern wurden. Bis 1914 waren die Brüder
Arnhold in den Aufsichtsräten von 46 Unternehmen vertreten.
Mit dem Erfolg der Gebrüder Arnhold aufgrund ihres unternehmerischen Geschicks begann
auch das soziale und kulturelle Engagement. So war Georg Arnhold im Verband der Dresdner
Jugendhilfe engagiert, wo er eine Stiftung für besondere Notfälle errichtete. Er war ferner im
Verein für bedürftige Schulkinder, im Verein zum Schutz der Sächsischen Schweiz und im Samariterverein. Max und Georg Arnhold war aber auch die Förderung der Wissenschaft und Kunst in
Dresden wichtig. Im Jahr 1905 bildete das Bankhaus gemeinsam mit anderen Unternehmen eine
Stiftung der Sächsischen Industrie, deren Erträge in die Wissenschaftsförderung der Technischen Hochschule Dresden gingen. 1911 errichtete Georg Arnhold eine Stipendienstiftung an
der Kunstakademie und Kunstgewerbeschule, die auch von ihm finanziert wurde. Auch war er
im Vorstand des Sächsischen Kunstvereines. Er kümmerte sich zudem um Förderer für das Dresdner Philharmonische Orchester und die Singakademie, die er ebenfalls selbst unterstützte.
Georg Arnhold unterstützte all diese Projekte und Vereine nicht nur finanziell, sondern er veran-
staltete ab 1919 selbst immer wieder halbprivate Vortragsabende über wissenschaftliche, politische und allgemeinbildende Themen. Diese offenen Abende wirkten auch als Vernetzung von
Kunst und Wissenschaft, von Wirtschaft und Politik. Die Liste der Wissenschaftler und Künstler,
zu denen Georg Arnhold Kontakte pflegte und mit denen er zum Teil sehr freundschaftlich verbunden war, ist lang: Albert Einstein, Wasily Kandinsky, Walter Gropius, Gret Palucca oder
Gerhart Hauptmann. Georg Arnhold begeisterte sich außerdem für den Leistungs- und Freizeitsport in Dresden, was zur Stiftung des 1926 eingeweihten Georg-Arnhold-Bades führte.
Auch an der Erbauung des Hygiene-Museums beteiligte sich das Bankhaus mit der Stiftung
zweier Säle. Arnhold errichtete ferner eine soziale Stiftung mit 100.000 RM, deren Erträge Vereinen zuflossen. Als erste Unternehmer Deutschlands errichteten die Gebrüder Arnhold 1901
auch einen Pensionsverein zur Alters-, Invaliditäts- und Hinterbliebenenversorgung von Angestellten, der zunächst mit 75.000 RM ausgestattet war. Das geschah 10 Jahre vor der Einführung
der Reichsangestelltenversicherung. Im Dresdner Bankhaus eröffneten die Gebrüder Max und
Georg Arnhold ebenfalls ein Angestelltenkasino, in dem Bedürftige kostenlose Mahlzeiten erhielten.
So entstand ein weitgespanntes Stiftungswesen und Mäzenatentum in Dresden. Die Arnholds
gehören zu den Prototypen des liberal denkenden deutsch-jüdischen Wirtschaftsbürgertums,
die der jüdischen Tradition folgten, ein Zehntel des Einkommens für religiöse und soziale Zwecke auszugeben und das auf Kunst und Wissenschaft ausweiteten. Diese Zeilen stehen exemplarisch für das besondere Engagement der gesamten Familie Arnhold in Dresden, die nach der
Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 aus Deutschland fliehen mussten. Max
und Georg Arnhold nahmen sich mit ihren Möglichkeiten vielen Belangen in der Wirtschaft, der
Kunst und Kultur, der Wissenschaft und dem Sozialwesen an, folgten ihren humanistischen Idealen und versuchten einen positiven Nutzen für alle Beteiligten zu erzielen. Das gelang ihnen in
den zahlreichen Themenfeldern und Projekten und machte sie zu erfolgreichen Unternehmern,
Stiftern und Mäzen in Dresden.
Mit einer Benennung des Platzes vor dem Neuen Verwaltungszentrum (siehe Anlage) nach den
Gebrüdern Arnhold wird die Familie an einem zentralen Platz in der Innenstadt ganz in der Nähe
des ehemaligen Bankgebäudes geehrt.